In der 21. Staffel von “Deutschland sucht den Superstar” ist Beatrice Egli erstmals Teil der Jury… damit kehrt sie zu der Castingshow zurück, in der sie einst gewann… und so ihre große Erfolgsgeschichte begann. Im großen RTL-Interview spricht sie über das, was die neue Staffel ausmacht, wie die Stimmung unter den Juroren ist und vieles mehr.
Beatrice, Du bist zurück bei DSDS, sitzt nun allerdings hinter dem Jury-Pult. Wie fühlt sich das an?
Beatrice Egli: “Es ist schön, nach Hause zu kommen. Dorthin zurückzukommen, wo alles begann, wo der Ursprung liegt und gleichzeitig auch doch alles neu ist. Ich kenne die Seite auf der anderen Seite, vorne zu stehen vor der Jury. Und nun den Platz gewechselt zu haben nach elf Jahren ist eine schöne Erfahrung, aber es fällt mir auch ehrlich gesagt ab und zu ein bisschen schwer. Weil es ist schwer, ‚nein‘ zu sagen, wenn es für Leute nicht weitergeht, weil ich das Gefühl kenne da zu stehen und diesen Traum zu haben von der Musik leben zu können, um weiterzukommen. Dann so zu sagen: ‚Es geht erstmal nicht weiter‘, dass fällt mir sehr, sehr schwer.”
Der Weg von der DSDS-Kandidatin zur DSDS-Jurorin ist schon verrückt, oder?
Beatrice Egli: “Ja, der Weg in diesen elf Jahren ist unglaublich – vom Gewinn von ‚Deutschland sucht den Superstar‘, wo ich selber damals schon nicht glauben konnte, dass das möglich ist mit meinem Genre. ‚Deutschland sucht den Superstar‘ war ein Pop-Format und da komme ich mit Schlager und habe es tatsächlich gewonnen. Keiner hätte damit gerechnet, am wenigsten ich. Und dann aber auch elf Jahre später mit so viel Bühnenerfahrung – über fünf Tourneen gespielt, ausverkaufte Tournee jetzt und Nummer-1-Alben, eigene TV-Show und jetzt am Jurypult – dass ist schon unglaublich, was alles passiert ist. Und es gibt mir so auch die Chance, alles zu reflektieren, weil ich so merke: ‚Woah, 11 Jahre – ganz schön viel passiert‘ – über 250 Songs, die entstanden sind. Es ist surreal, wenn ich darüber spreche. Wie jetzt gerade, ‚das war ja auch noch, das war auch noch…‘ – das ist aber gleichzeitig auch ganz gesund, dass es mir nicht immer so bewusst ist, weil ich leb voll im Moment und es zählt auch nur der Moment. Das was war, interessiert die Leute gar nicht, sondern immer das Neueste. Und das ist auch gut so.”
Mit Dieter Bohlen triffst Du Dich nun auf Augenhöhe wieder, beschreib uns dieses Gefühl…
Beatrice Egli: “Ja, Dieter und ich hatten ein sehr, sehr wichtiges und gutes Gespräch vor der Staffel. Das war auch essenziell für mich und meine Entscheidung – ob ich mitmache oder nicht – weil gerade dieser Prozess passiert ist. Es ist auf Augenhöhe mit einer Vergangenheit, die natürlich auch eine Geschichte hat und jeder hat so seine eigene Wahrheit da drin sieht. Es war gut, dass wir die hinter uns lassen konnten und gemeinsam jetzt am Jurypult auf Augenhöhe einen Neuanfang wagen. Und ich genieße es sehr… seine Erfahrung, die er hat. Und sein Wissen ist natürlich unglaublich. Er ist dieses Format. Für viele Generationen kennt man Dieter Bohlen als ‚Deutschland sucht den Superstar‘, die hören seine Musik, aber sie kennen seine Musik nicht. Die Menschen, die zwanzig Jahre alt sind, die kennen nur ihn so und das finde ich schön, dass er das Gesicht und gleichzeitig auch der Puls dieser Sendung ist. Und ich finde in dieser Staffel… das kann ich jetzt schon verraten, zeigt er so viel Herz, wie noch nie. Und das freut mich sehr, denn das war mir so das Anliegen, dass wir mit Wertschätzung und Liebe allen Kandidaten begegnen.”
Ich gehe mal eine Schritt weiter, Dieter Bohlen scheint es durchaus zu genießen, Euch damalige DSDS-Teilnehmer als Jury-Kollegen zu haben…
Beatrice Egli: “Ich glaube, es ist ihm auch wichtig, genau wie das Format selbst – er lebt das Format – ihm ist es wahnsinnig wichtig, dass natürlich das Format auch repräsentiert wird, dass mehr entstehen kann aus dem Format, als nur zu gewinnen. Sondern nämlich wirklich davon Leben zu können und eine eigene Marke aufzubauen. Und das repräsentieren natürlich Pietro und ich wahnsinnig gut. Wie wir uns beide etabliert haben – jeder auf seine Art und Weise und dass ist glaube ich gerade in diesem Jahr auch so, dass man wieder Jemand versucht zu finden, der nicht nach einem Jahr wieder weg ist, sondern dass man auch hoffentlich in fünf, sechs, sieben Jahren, dass diese Person sogar vielleicht wieder in der Jury sitzt. Weil es geht ja auch darum, dass dieses Format weitergeht und das ist die Entwicklung, die stattfindet und da ist Dieter sehr offen und sehr engagiert auch für. Ich find es auch gut, dass er die Altersgrenzen gelöst hat, weil das gibt dem ganzen Format mehr Tiefe, mehr Vielfalt und Facette, was ich total wertschätze.”
Würdest Du sagen, die Kandidaten sind heute andere?
Beatrice Egli: “Haben sich die Kandidaten verändert? Ich glaube nicht, weil schlussendlich ist der Ursprung bei allen über die Jahrzehnte ein Traum und der ist geblieben. Musik hat sich natürlich verändert, da es leichter ist, selber auch Musik online zu stellen, sich zu vermarkten. Das hat sich verändert, aber der Wunsch und die Leidenschaft und der Traum danach ist geblieben. Und deswegen sehe ich da auch oft mich stehen, wenn ich die Kandidat:innen sehe. Weil ich so denke: ‚Ja, genauso stand ich auch da.‘ Und das ist etwas, was sich nie verändern wird… glaube ich, weil das ist der Mensch, das ist der Traum, das ist die Hoffnung. Und das ist all das Essenzielle, was uns ja ausmacht und das ist geblieben. Aber was ich sehe, es ist eine sehr selbstbewusste Generation herangewachsen, die schon auch mutiger ist, finde ich. Aber ansonsten würde ich sagen, dass sind unterschiedliche Charaktere, die zusammenkommen und das Format besteht daraus und kann ich sagen, ob es vor elf Jahren war oder jetzt, fühlt sich gleich an, aber – das muss ich auch sagen – die Qualität der Sänger und Sängerinnen ist echt super geworden. Also das war vielleicht die stärkste Staffel überhaupt, was die Technik, was das Können und Stimmfarben angeht. Die Digitalisierung hat sicher auch viel dazu beigetragen, dass die Leute ganz schnell, ganz viel Musik hören können und durch das auch vielleicht mehr ihre Stimme finden können, in einer viel, viel größeren Vielfalt und sich ausprobieren. Und das spürt man schon, dass da in jungen Jahren schon sehr viele Musikeinflüsse da sind, die vielleicht früher noch nicht so extrem da waren.”
Die hohe Bewerberzahl (über 10.000) zeigt, wie groß der Wunsch nach dem Musik-Traum ist, oder?
Beatrice Egli: “Ja, ich denke aber auch natürlich die Teilnahme ist hoch, weil die Altersgrenze aufgelöst wurde. Plötzlich wurde vielen Jahrzehnten die Möglichkeit gegeben, sich zu zeigen und ich finde das gerade in einer sehr toleranten Gesellschaft, die wir mittlerweile sind, ist das ein sehr, sehr wichtiges Thema. Und ich finde auch, da ich selber Fernsehen mache, ist das Fernsehen noch das Format, was eben alle Generationen bedient und eben auch Ältere. Und ich finde in einer Gesellschaft, wo wir alle älter werden und der Anteil der älteren Menschen viel, viel größer ist als der Jungen, ist es sehr, sehr wichtig, dass auch die gezeigt werden und das finde ich in dieser Staffel macht es gerade das aus, dass alle Generationen vertreten sind. Weil das macht Deutschland aus. Das ist Deutschland.”
Sprechen wir über die älteren Bewerber – der älteste Kandidat war 92 Jahre alt, richtig?
Beatrice Egli: “Ja, da waren wirklich welche von 92, 82, 64… da waren viele, die natürlich eigentlich schon in Rente sind und ich finde es einfach schön zu sehen, dass Musik etwas ist, was grenzenlos ist. Bedeutet Altersgrenzenlos, auch von der Sprache. Jeder versteht Musik und das kann man eigentlich nicht miteinander vergleichen, was manchmal dar stand. Auch da konnte ich eigentlich den Superstar manchmal schon krönen, weil der für seine Generation der Superstar schon war – jetzt in unserer Staffel. Und ich bin einfach beeindruckt und vor allem ergriffen von dieser Vielfalt und dieser Stimme, die in Jedem noch schlummert, egal was für eine Zahl davorsteht.”
Aber dann erzähl doch mal. Was sind das für Talente?
Beatrice Egli: “Die Vielfalt an Sänger und Sängerinnen ist sehr, sehr groß und das war auch das Casting im Europa-Park, denn dort habe ich geweint vor Lachen, vor Rührung, weil diese Stimmen mich so berührt haben, und ich finde das macht für mich einen Superstar aus. Wenn er Menschen berühren kann und mitnehmen kann auf eine musikalische Reise. Und was ist die beste Stimme? Das ist alles relativ, aber das Beste ist, wenn das passiert. Wenn Menschen berührt werden und inspiriert werden und davon haben wir ganz, ganz besondere Menschen mit im Casting.”
Im Recall geht es dann nach Kreta. Was macht diese „Klassenfahrt“ mit einer Gruppe?
Beatrice Egli: “Ja, diese Klassenfahrtstimmung ist natürlich immer was Besonderes, wenn es auf Reisen geht. Wir gehen nach Kreta und die Insel steht für uns offen. Eine Inselerlebnis wird es sicher musikalisch, aber auch als Gruppe. Und gleichzeitig wird es auch hoch emotional, weil du wächst zusammen. Plötzlich ist es nicht mehr ein Kandidat für dich, sondern du siehst auch immer mehr den Menschen und erlebst zu viel miteinander und das macht es natürlich hochemotional. Und ich war immer so auf Klassenfahrten, ich wollte nicht mehr nach Hause, weil ich so dachte: ‚Ach, das ist so schön!‘ Ich habs immer genossen und ich glaube, das dieses Jahr was ganz Besonderes passieren wird, das es ein Zusammenkommen wird, wie noch nie zuvor. Sehr viel Liebe. Aber ich glaube auch, dass trotzdem halt jeder sein Ziel hat, das zu gewinnen und das verstehe ich natürlich. Und hab eigentlich Jedem nur gewünscht, dass er sich treu bleibt, weil das habe ich in meinem Fall gemacht. Ich bin einfach mir treu geblieben und hab das gemacht, was mir Freude macht, was mich bereichert und was mein Leben erfüllt. Und, wenn das Jeder nämlich weiterführt, glaube ich, ist das der Gewinn. Wenn du deinen Weg findest und deine Stimme und wo du dich am besten entfalten kannst… das wünsche ich jedem auf dieser Klassenfahrt.”
Wie nah bist Du, als ehemalige Kandidatin, dran an den aktuellen DSDS-Teilnehmern?
Beatrice Egli: “Tipps geben kann ich nur begrenzt, weil nicht jeder ist gleich offen und ist vielleicht auch schon in dem Prozess es wahrzunehmen. Da wünsche ich deswegen jedem selber die Reise. Dahin, ‚was tut mir gut, wo stehe ich, was ist meine Stärke‘ – weil manchmal finde ich von außen das Jemandem zu sagen ist gar nicht unbedingt förderlich, weil dann ist es nicht ehrlich. Es ist so essenziell, es selber zu spüren – bevor man es weiß, spürt man es ja – ‚was tut mir gut, wo bin ich stark…‘ Und das ist eigentlich das, was ich empfehle auf dieser Reise… wirklich in sich zu gehen und auf sich zu hören, auch wenn das Außen oder die Charts oder gerade der Trend was anderes sagt. Bleib bei Dir und mach Dein Ding, weil bei mir war alles anders – die Charts waren nicht voll mit Schlager und schon gar nicht mit deutscher Musik damals. Und das versuche ich eigentlich eher so mitzugeben, aber ehrlich gesagt – ein bisschen wie in der Erziehung – nicht zu sagen, sondern einfach zu zeigen. Wer meinen Weg beobachtet hat, kann das sehen. Ich hab es nicht erzählt, sondern gemacht. Und das wünsche ich eigentlich ihnen und sage es ihnen auch immer wieder, dass sie das genießen auch – diesen Weg, weil das bleibt auch ein Weg. Auch in diesen elf Jahren habe ich mich immer weiterentwickelt und auf mich gehört – ‚Was ist jetzt an der Zeit? Wovon singe ich jetzt? Was ist gerade mein Thema, was ist gerade meine Stimme, die gehört werden will? Und das ist etwas, was ich jedem einzelnen von Herzen wünsche.”
Wie ist denn Beatrice Egli als Jurorin?
Beatrice Egli: “Ja, ich bin sicher die Jurorin, die das schwächste Herz hat, weil ich immer sage: ‚Können wir die nicht noch mitnehmen?‘ Oder da gibt es mal ein ‚Ja‘, weil für den oder den vielleicht kein perfekter Tag war. Wo ich einfach an diese Person glauben möchte. Ich höre einfach mit dem Herzen und nicht immer mit dem Ohr, da muss ich nicht jeden Ton perfekt hören. Natürlich höre ich, dass es nicht perfekt war, aber ich mag eigentlich, wenn Jemand lebt und das Leben ist alles andere als perfekt. Und wenn der Mensch es fühlt und mich berührt, dann bin ich schon sehr emotional auch und ich atme richtig mit diesen Kanditat:innen mit. Ich bin voll mit ihnen und wenn sie auftreten bin bei denen und guck sie an und schenk ihnen die vollste Aufmerksamkeit, weil ich weiß, so ohne Publikum da zu singen, das ist so manchmal so ein nacktes Gefühl und so ein leeres Gefühl, dass ich einfach ganz viel denen geben möchte und sie visuell in die Arme schließe und sage: ‚Hey, euch kann nichts passieren. Ihr macht Musik. Ihr gebt euer Bestes.Ä Und ich versuche mit ganzem Herzen mit ihnen zu sein und das ist manchmal meine Schwäche und manchmal meine Stärke (lacht). Ich kann es nicht so genau sagen, aber bei den Entscheidungen bin ich definitiv dann immer hochemotional und mir fällts super schwer zu sagen, wenn es für einige nicht weitergeht. Und das meinte dann Pietro auch zu mir: ‚Hey, dass wird besser.‘ Und ich so: ‚Ne, ich möcht gar nicht besser werden dabei.‘, weil das bleibt etwas schwieriges, wenn man die andere Seite kennengelernt hat.”
Die Stimmung unter den Juroren ist also gut?
Beatrice Egli: “Wir sind sicher sehr unterschiedlich – alle vier – und das macht diese Jury aber auch, finde ich, perfekt, weil keiner ist wie der andere. Wir hören vieles auch sehr unterschiedlich und doch haben wir oft auch gleiche Meinungen… was gut ist, aber es sind unterschiedliche Kandidat:innen, die da stehen und so unterschiedlich bewerten wir das auch. Das ist ein Glück, glaube ich, für alle, die dieses Jahr teilnehmen.”
Hast Du Dein Glück durch DSDS gefunden?
Beatrice Egli: “Wenn ich Glück übers Außen definieren würde, oder über Erfolg, glaube ich wäre ich nicht dort, wo ich bin. Weil ich nie mein Glück oder meinen Erfolg über das Außen abhängig gemacht habe. Das ist etwas, was ich sehr früh für mich erkannt habe, weil das Außen ändert sich ganz, ganz schnell und wenn nur das dich erfüllt und glücklich macht, dann wirst du es auch nicht schaffen… weil es viele Momente gibt, die dir vieles abfordern. Und das meine ich mit eben… bei sich sein und das Glück auch mit sich selber zu haben, ist eine sehr, sehr wichtige Basis, um diesen Beruf ausüben zu können. Weil sonst, ist es nur abhängig von dem Außen und das kann ich sagen, das macht traurig.”