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Julian Reim über den Wandel im Schlager: “Die Legenden sind da, aber es muss etwas nachrücken”

Kaum zu glauben, aber mittlerweile ist es fünf Jahre her, dass Julian Reim seine Schlagerkarriere gestartet hat. Der vielseitig talentierte, junge Künstler hat sich dabei längst etabliert in der Branche und entdeckt auch immer mehr das Songwriting für andere Künstler für sich. Im exklusiven Interview mit schlagerpuls.com im Rahmen der 1-Jahres-Charity vom Musical “Abenteuerland” in Düsseldorf verriet Julian mehr zu seinen kommenden Plänen, seine gesammelte Bühnenerfahrung und vieles mehr. Dabei erzählte der Musiker auch Spannendes über die Entwicklung des Schlagers – dabei stellte er klar: “Der Schlager muss sich verändern, er muss jünger werden”.

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Schlagerpuls.com: An was arbeitest du gerade eigentlich?

Julian Reim: “Ich arbeite an der nächsten Single und auch am Songwriting für andere Künstler. Ich plane gerade verschiedene Projekte und mache nun ja schon fünf Jahre Schlager… was mir auch Freude bereitet und was ich weiter machen will. Das Live-Geschäft wird auch immer besser und ich habe inzwischen viel Bühnenerfahrung gesammelt. Ich habe aber so viele musikalische Interessen und Julian Reim ist mittlerweile bekannt für einen ganz speziellen Stil und deswegen hören die ihn auch. Das ist aber halt fünfzig Prozent von dem, was ich musikalisch gerne mache, ‚aber was ist mit den anderen fünfzig Prozent?! Wo ist die Experimentierfreudigkeit?‘ Deswegen bin ich noch mehr ins Songwriting für andere Künstler gegangen und arbeite im Hintergrund noch an einem geheimen, neuen Projekt – zu dem ich aber noch nichts verraten darf. Ich sage einfach nur: Mir macht die Musik immer noch Spaß und ich habe für mich jetzt eine neue Form von Freiheit entdeckt. Ich kann das machen, was ich will. Ich bin mit dem Geld, was ich immer machen wollte… mit Musik. Das heißt ich habe jetzt auch finanziell die Freiheit, das machen zu können, worauf ich Lust habe und experimentieren zu können. Und ich glaube, dass die beste Musik entsteht, wenn der Künstler macht, worauf er Bock hat und nicht so viel darüber nachdenkt, was andere von einem wollen oder was erwartet wird… ich mach jetzt nicht einen kompletten Stilbruch, aber ich kann tun und lassen, was ich will. Es kommt also mal wieder eine neue Single und du weißt ja, ich liebe Singles (lacht). Deswegen ist es gerade ein wenig stiller um mich, aber es ist mehr so eine Aufbauphase.”

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Dabei betont Julian offen: “Ich habe nach dem ersten Album mehr über mich als Künstler herausgefunden und das, was ich machen möchte… und was nicht. Ich bin sehr, sehr gespannt, wo alles hinführt. Wenn man frisch in der Branche ist, schaut man sich die anderen Künstler und Kollegen an, gerade die, die mit einem starten. Und 2020 war ja ein Jahr, wo sehr viele Newcomer in den Schlager reingerutscht sind. Das war ein sehr starkes Jahr. Man sagt dann immer so, ‚es gibt gar keinen Konkurrenzdruck und wir gönnen uns alle den Erfolg‘ – tut man am Anfang überhaupt nicht. Man braucht da  echt für jeden von uns ein paar Jahre, bis man herausgefunden hat, dass wir nicht gegeneinander in der Branche sind, sondern miteinander – dass keiner irgendeinem was wegnimmt… im Gegenteil – umso mehr frische Künstler in den Schlager gehen und mit ihrer Musik was verändern, frischen Wind reinbringen, desto stärker bleibt der junge Schlager. Der Schlager muss sich verändern, muss jünger werden. Und das geht nur gemeinsam – dann kann man den Schlager revolutionieren. Die Legenden sind da, aber es muss etwas nachrücken. Und zwar so wie sie es in den 90’ern und 2000’ern… es war immer ein Miteinander, bis eine neue Welle kam und man den Schlager revolutioniert hat.”

Schlagerpuls.com: Wie fühlt es sich an, für andere zu schreiben?

Julian Reim: “So befreiend. Wenn man sehr viel für sich selbst schreibt, ist man total verkopft… jede Zeile muss sitzen… man fragt sich ‚wer bin ich?‘ und ‚wie möchte ich nach außen getragen werden? – da ist so viel Ego drin. Wenn du für jemanden anderen schreibst, entfernst du dich so weit von dem Ego, schaust dir die Person an, die du magst und möchtest für sie etwas Gutes tun. Du kannst mit einem sehr, sehr klaren Blick draufschauen und dir denken ‚Was würde ich mir wünschen, von dir zu hören?‘ – und das schreibst du dann.”


Schlagerpuls.com: “Klingt sehr spannend! Aber nochmal kurz zur Bühnenerfahrung: Du hast in der Band von deinem Vater Matthias Reim ja als Backgroundsänger, aber eben auch dann, wenn er dir die Bühne überließ, viel an Erfahrung sammeln können. Da hast du ja einen riesigen Schritt gemacht!”

Julian Reim: “Bevor ich als Künstler gestartet bin, hatte ich gar keine Bühnenerfahrung. Ich habe in meinem Studio gesessen, Musik geschrieben und in mein Studio-Mikro gesungen… wo du vieles im Nachhinein bearbeiten kannst. Dann kam natürlich die Pandemie und das war es dann auch mit Bühnenerfahrung. Zwei, drei Jahre nachdem du angefangen hast, kamen dann die Bookings rein – aber du hast noch nie vor Publikum auf der Bühne gestanden. 2021 war mein erster richtiger Live-Auftritt auf Rügen, davor hatte ich auch Gesangscoaching genommen, weil ich halt gar keine Bühnenerfahrung hatte. Deswegen war es genau richtig, bei Matthias als Chorsänger auf die Bühne zu gehen. Ich habe mehr Stunden auf der Bühne verbracht als im Studio. Du lernst ganz anders… was die Leute bewegt, was wichtig ist für manche Songs. Es gibt Songs, die gut fürs Radio sind und welche eher für Live. Da sammelst du einfach so viel Erfahrung, dass du auch genießen kannst und nicht mehr verkopft bist. Nur mit genug Bühnenerfahrung kriegst du mehr Jobs.”

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Kevin Drewes: