Der Klangkörper des Royal Philharmonic Orchestra London kleidet diese drei Lieder in ein majestätisches, neues Klanggewand, über dem in allen drei Fällen Nana Mouskouris Original-Gesang aus den 1960er Jahren thront. „Es war meine künstlerische Entscheidung, meine Stimme als junge Frau, die untrennbar mit dem Original verbunden ist, wiederzuverwenden, ich wollte, dass meine Fans, aber auch ich selbst, noch einmal auf Zeitreise gehen können“, erklärt Nana heute, „ich wollte, dass die Lieder noch einmal in einem neuen Sound gehört werden können.“„Weiße Rosen aus Athen“ war 1961 Nana Mouskouris erster Hit – und zugleich ihre erste von insgesamt drei Nummer−1-Singles in Deutschland. Quasi über Nacht etablierte sich Nana Mouskouri in Deutschland als Stimme, „Weiße Rosen aus Athen“ markierte zudem ihren internationalen Durchbruch – gerade einmal 16 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in welchem ihre Familie in Griechenland auf der Seite der Antifaschisten gestanden hatte. „Das erste Land, in dem ich zu einem Star wurde, war Deutschland. Meine Karriere begann ausgerechnet in dem Land, das mein Land nur wenige Jahre zuvor ins Unglück und ins Elend gestürzt hatte. Aber in Deutschland schlug mir diese Welle der Sympathie entgegen, dass ich geradezu gezwungen wurde, meine irgendwo ja doch in mir verankerte Meinung, dass die Deutschen meine Feinde wären, zu verwerfen. Und so wurde Deutschland für mich zu einem Land, das ich bis heute liebe.“„Weiße Rosen aus Athen“ ist eines von insgesamt drei neu mit dem Royal Symphonic Orchestra London eingespielten Liedern in deutscher Sprache – die anderen beiden sind „Guten Morgen, Sonnenschein“, dessen Melodie auf dem brasilianischen Song „Canta Canta, Minha Gente“ von Martinho da Vila aus dem Jahr 1974 basiert, und „Ave Maria“ aus dem Liederbuch von Franz Schubert. Auf „Happy Birthday, Nana“ versammelt Nana Mouskouri persönlich ihre zwanzig liebsten deutschen Lieder, es ist somit nicht zuletzt ein Geburtstagsgeschenk von Nana Mouskouri an ihre Fans, das uns daran erinnert, wie verbindend, überwindend und tröstend ihre Jahrhundertstimme noch heute erklingt. Enthalten sind alle ihre großen Hits in Deutschland, also auch „La Provence (du blühendes Land)“, „Adios“, „Ich schau den Wolken nach“ und „Einmal weht der Südwind wieder“, die Jahr um Jahr Nana Mouskouris Ausnahmestellung hierzulande bestätigten und über Jahrzehnte zementierten.Denn Nana Mouskouris Geschichte ist ein Paradebeispiel dafür, wie Musik Grenzen, Hass und Feindseligkeiten überwinden kann. Ihre deutschsprachigen Lieder nehmen folgerichtig in ihrem internationalen Werk auch eine ganz besondere Rolle ein, zeichnen sich durch einen unbeirrbaren Optimismus und einen tiefen Versöhnungswillen aus.
Nana Mouskouri: „Der Regisseur Wolfgang Müller-Sehn drehte 1961 mit ‚Traumland der Sehnsucht’ einen Film über die Griechischen Inseln, und der Komponist der Filmmusik, Manos Hadjidakis komponierte fünf Lieder mit Texten von Nikos Gatsos, die ich für den Film eingesungen habe. Das war der Urknall, der Beginn von allem. Ich sang die Lieder in deutscher Sprache ein, und wurde bald nach Deutschland eingeladen, um dort zu singen. Ich war völlig überrascht, als man mir bei dieser Gelegenheit meine erste Goldene Schallplatte überreichte.“
Auf „Happy Birthday, Nana“ gibt es mit „Pios échi Dakria“ aber auch eine Neueinspielung – ein Lied, das der griechische Komponist Dimos Moutsis und Nikos Gatsos, vor über 30 Jahren für Nana Mouskouri geschrieben haben, das seinerzeit aber nicht von Nana eingesungen wurde. Der Song ist komponiert in der Manier von Bob Dylans „Blowin’ in the Wind“, ein Gleichnis über Liebe und Hoffnung, Trauer und Trost.
Nana Mouskouri: „Ich kann es mir heute nicht erklären, warum ich so lange gewartet habe, dieses Lied aufzunehmen, aber vielleicht musste die Welt erst in eine solche Schieflage geraten, wie wir sie heute erleben, damit dieses kleine Lied die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. Es war nämlich Zeit meines Lebens so, dass nicht ich die Songs ausgewählt habe, die ich singe, sondern es war umgekehrt: Die Lieder wollten zu mir, die Lieder haben mich gewählt. In diesem Sinne schließt sich mit der Aufnahme von ‚Pios échi Dakria’ ein Kreis.“
In den späten 1950er Jahren war die junge Nana indes noch ein unbeschriebenes Blatt auf der Suche nach der eigenen Stimme und Botschaft. Sie studierte Gesang am Konservatorium in Athen, wo sie die Musik von Verdi, Puccini, Bellini, Mozart und Schubert kennenlernte.
Nana Mouskouri: „Mit der klassischen Musik fing für mich damals alles an. Und heute, mit fast neunzig Jahren, wollte ich für ein paar Lieder zurück in die Welt der Klassik. Deshalb habe ich auch ‚Ave Maria’ mit dem Orchester neu einspielen lassen, ein Lied übrigens, das ich vor Urzeiten sogar einmal in Latein aufgenommen hatte.“
Maria Callas war am Konservatorium in Athen bald eine ihrer besten Freundinnen – sie war es auch, die Nana Mouskouri mit den Worten „Es ist besser, wenn Sie sich dafür entscheiden, eine sehr gute Popsängerin zu sein als eine halbgute Opernsängerin“ ermutigte, das Konservatorium zu verlassen, um sich ganz dem Jazz zu widmen, dem Nanas Liebe in den 1950er Jahren galt.
Denn in den Nachtclubs und Talentwettbewerben Athens entdeckte die aufstrebende Sängerin Nat King Cole, Sarah Vaughan, Billie Holiday, Frank Sinatra, Ella Fitzgerald und viele weitere … Der Jazz war Nanas Lebenselixier, und sie trank davon in vollen Zügen und aus allen Quellen, ob Jazz, Rock oder Oper. Auf ihre Triumphe beim Greek Song Festival (1959 und 1960) und beim Mediterranean Song Festival (1960) folgten Einladungen nach Paris und Berlin. Quincy Jones überzeugte Nana Mouskouri, nach New York zu kommen und mit ihm ein Jazz-Album aufzunehmen – ihr 1962 mit der Big Band von Quincy Jones eingespieltes und 2002 wiederveröffentlichtes Album „Nana Mouskouri in New York – The Girl From Greece Sings“, auf dem sie in englischer Sprache singt, zementierte ein für alle Mal ihren Ruf als Ausnahmesängerin auch im anspruchsvollen Jazz-Genre.
Heute, mit (bald) 90 Jahren, blickt Nana Mouskouri auf eine der eindrucksvollsten Karrieren in der Geschichte der Pop-Musik zurück.
Nana Mouskouri: „Wir alle wissen, dass das Leben seinen eigenen Gesetzen folgt. Dolly Parton sang einst ‚Love is like a butterfly’, das in meiner Version ‚Glück ist wie ein Schmetterling’ hieß. Das Glück kommt, das Glück geht. Lieder können das zum Ausdruck bringen und eine Quelle profunden Trostes sein, wenn einem im Leben das Glück einmal verlässt. Meine Quelle des Glücks war Zeitlebens das Singen. Ich habe unermüdlich, über die ganzen Jahrzehnte hinweg, immer gesungen. Das war meine Arbeit, meine Berufung, aber auch meine Leidenschaft. Arbeiten heißt auch Lernen. Nikos Gatsos hat für mich einmal das Lied ‚Vale ton ilio sinoro’ geschrieben. In dem geht es darum, dass das Leben immer weiter geht, wir überwinden eine Grenze nach der anderen, bis wir zur Sonne kommen – die Sonne als Garant des Lebens auf Erden, aber auch als Metapher für das Ende, das Verglühen, den natürlichen Gang der Dinge. Ich bin glücklich über alles, was ich im Leben erreicht habe – und ich bin glücklich darüber, dass zu meinem 90. Geburtstag nun ein Album erscheint, das persönlicher und umfassender nicht sein kann.“