Melanie Oesch, Frontsängerin des beliebtesten Volksmusik-Sextetts der Schweiz – Oesch’s die Dritten” verriet uns kürzlich Spannendes zu ihrem ganz privaten Weihnachtsfest. Jetzt möchten wir Euch das XXL-Interview von Martina Mack präsentieren, das euch vieles mehr über die Band verrät… pünktlich zu ihrem Auftritt beim “Silvester-Schlagerbooom” am 31.12.24 (20.15 Uhr) im Ersten und der darauffolgenden VÖ ihres neuen Albums “Händmade” am 24.01.25!
Melanie, das neue Album heißt „Händmade“ – wie ist die Band auf diesen Titel gekommen?
Was wir schon immer machen, ist handgemachte, lebendige Volksmusik und wir hatten das Gefühl, dass wir das jetzt auch mal auf das Cover schreiben möchten. Die Leute erleben es auch, wenn sie in unsere Konzerte kommen und sie wissen, dass jeder Song live gespielt ist. Manchmal reduzieren wir auch, spielen nur ein Instrument wie das Schwyzzerörgeli und nehmen einen Jodler dazu, manchmal versuchen wir moderne Rhythmen mit den klassischen Instrumenten umzusetzen – aber alles ist handgemacht und jetzt steht es eben auch außen auf dem Album drauf. Die Musik bedeutet für uns eine unglaubliche Spielfreude.
Bei ihrem Lied „Musig isch unser Ding“ spürt man das ganz besonders. Sehen sich „Oesch’s die Dritten“ ein bisschen als Botschafter der Lebensfreude?
Auf jeden Fall. Wir tun uns manchmal schwer damit, es in Worte zu packen. Die Musik ist für uns wie ein Band, das sich nun durch drei Generationen durch unsere Familie zieht. Es ist der größte gemeinsame Nenner, weil wir manchmal auch sehr unterschiedlich denken. Am Ende ist es immer wieder die Musik, die uns zusammenschweißt – auch wenn es mal Unstimmigkeiten und Probleme gibt. In dem Moment, wo wir auf der Bühne stehen, ist das alles vergessen. Dann entsteht die Musik. Dabei können die Versionen oft verschieden sein, weil wir eben auch nicht immer gleich drauf sind.
Sie schaffen es mit ihren Liedern Brücken von der Volksmusik zu anderen Musikrichtungen wie z.B. Jazz oder Country-Musik zu schlagen. Schreiben Sie Ihre Songs eigentlich selbst?
Wir schreiben viel selbst, haben aber nie einen Plan. Das meiste entsteht beim „jammen“ und beim Musizieren. Wir lassen es einfach fließen und geschehen, weil wir auch keinen bestimmten Stil haben, den wir erfüllen wollen. Das ist übrigens das erste Album, bei dem alle Bandmitglieder als Komponistinnen und Komponisten beteiligt sind. Dafür haben wir jetzt 27 Jahre gebraucht (lacht). Unsere Stärke ist es tatsächlich, mit der Musik mitzugehen. Wir hatten nie einen Masterplan und haben ihn auch jetzt nicht. Das stresst unsere Plattenfirma manchmal schon ein bisschen, weil es bei uns eben kein Etikett gibt, das man draufkleben kann. Uns ist nur wichtig, dass es authentisch ist.
Wie hat sich ihre Musik verändert in den letzten Jahren?
Heute sind wir in der glücklichen Lage, über die Themen zu singen, die uns wichtig sind. Früher haben viele andere Autoren für uns geschrieben, das war auch okay, weil wir eben selbst noch nicht so weit waren. Heute holen wir uns nur Hilfe, wenn wir merken, wir kommen nicht weiter. Ansonsten sind die Texte von uns, ich denke unser Publikum merkt das auch.
Welche Themen haben für Sie eine besondere Bedeutung?
Manchmal sind das persönliche Geschichten, Erlebnisse, die wir in Lieder verpacken, wie zum Beispiel bei dem Lied „So wie denn.“ In diesem Lied erinnern wir uns zurück an unsere Großeltern und an die vielen schönen Momente, die wir gemeinsam verbracht haben. Wir sind alle in einem „Drei-Generationen-Haus“ aufgewachsen. Das erleben meine Kinder jetzt auch wieder. Meine Eltern wohnen ganz unten im Haus, in der Mitte ist unsere „Kreativ“-Etage und ganz oben wohne ich, mit meinem Mann und unseren zwei Jungs.
Wie funktioniert das Zusammenleben von drei Generationen?
Manchmal ist es anstrengend, aber es ist vor allem ein Privileg. Es bietet so viel Mehrwert. Ich schätze es einfach sehr und fühle mich oft zurückversetzt in meine eigene Kindheit, wenn die Oma mit uns schöne Sachen gemacht hat. Manchmal erlebe ich etwas mit meinen Jungs und denke mir dann: „Genau das habe ich damals mit Oma auch so gemacht.“ Das sind Stories, die kann niemand anders für uns schreiben. Und es sind genau diese Geschichten, die die Menschen berühren, weil sie vielleicht auch einen lieben Menschen sehr vermissen. Wir versuchen oft, unsere tiefsten Gefühle in unseren Songs auszudrücken. Ich glaube schon, dass die Leute in unseren Konzerten spüren, dass unsere Lieder von Herzen kommen.
Sie haben mit fünf Jahren zum ersten Mal auf der Bühne gestanden – erinnern Sie sich noch an diesen Auftritt?
Ich erinnere mich sogar noch sehr gut an diesen ersten Auftritt, weil er für mich eben so besonders war. Mein Papa hatte ein Konzert mit seiner damaligen Band, deshalb hat mich mein Opa am Akkordeon begleitet. Davon gibt es auch noch ein Video. Mein Opa hat damals die sogenannten „Jekami“ (Jeder kann mitmachen) Abende veranstaltet und ich war die jüngste, die dort aufgetreten ist. Ich hatte vor lauter Aufregung auch meinen Text ein bisschen vergessen. Aber es war total schön, so einfach und unkompliziert. Ich werde sogar heute noch auf diesen ersten Auftritt angesprochen. Ich hatte sehr viel Freude an diesem Abend und soweit ich mich erinnern kann, hat mir das immer Spaß gemacht, auf die Bühne zu gehen. Auch in der Schule war das so. Vor den anderen etwas vorzutragen, war für mich immer etwas Schönes, auf das ich mich gefreut habe.
Sind Sie eigentlich noch nervös vor Auftritten?
Ja, ich bin immer noch nervös vor den Auftritten. Es ist eine gewisse Anspannung da, aber es ist eine positive Anspannung für mich, wohl eher eine Art Vorfreude. Wenn ich auf der Bühne stehe, bin ich total in meinem Element.
Sie sind seit 28 Jahren gemeinsam als Familienband unterwegs, was sicher manchmal auch schwierig ist. Wo gibt es Reibungspunkte?
Reibungspunkte gibt es bei vielen Dingen. Wir sind alle manchmal sehr stur, und je älter wir werden, desto länger brauchen wir oft, um auf einen Punkt zu kommen. Es gibt verschiedene Themen, wie z.B. Setlisten für ein Konzert oder die Foto-Auswahl für ein Cover. Selbst wenn wir uns eine Woche einschließen würden, könnten wir danach immer noch darüber diskutieren (lacht). Das kennt sicher jeder von zuhause. So ist es in unserer Familie eben auch. Es liegt in der Natur der Sache, dass man nun mal nicht immer der gleichen Meinung ist wie die Geschwister oder die Eltern. Jeder denkt, seine Idee ist die beste und dann gehen die Diskussionen los. Mittlerweile hat jeder von uns seinen eigenen Verantwortungsbereich, das macht es ein bisschen einfacher.
Stimmt es, dass Ihre Mama Annemarie für die Auswahl der Kostüme zuständig ist?
Wir machen das meistens zusammen, aber sie ist diejenige, die alles rundherum organisiert. Wenn etwas geändert werden muss oder etwas kaputt geht, dann organisiert sie das. Sie sorgt dafür, dass die Sachen wieder picobello in Ordnung und parat sind zum Mitnehmen. Sie wäscht die Kleider auch, oder bringt sie in die Reinigung.
Ihre Mama ist auch die „Tätschmeisterin“. Was muss man sich darunter vorstellen?
Die „Tätschmeisterin“ ist diejenige, die den Takt angibt, die alles rundherum organisiert. Sie ist unsere Allrounderin, kümmert sich um alles – eine echte Mama eben (lacht).
Der Chef der Band, ist aber Ihr Papa Hansueli, oder?
Das würde ich jetzt nicht so sagen. Papa sagt manchmal, dass er es genossen hat, als er noch der Chef war. Ihm ist aber eben auch bewusst, dass sich vieles verändert hat – allein auch durch die Digitalisierung. Über all diese Dinge hat er keinen Überblick mehr. Er schreibt keine Mails, kennt sich mit den Social Media Kanälen nicht aus. Damit kann er nichts anfangen. Er ist am liebsten kreativ. Mein Papa lebt für die Musik, das ist genau sein Ding. Er hat immer die besten Ideen. Wenn wir einen Video-Clip drehen wollen, dann fragen wir immer ihn. Alles andere, vor allem die organisatorischen Dinge, die überlässt er uns und ich glaube, das ist auch ganz gut so (lacht).
Gibt es dann gar keinen Chef?
Nein, eigentlich gibt es keinen richtigen Chef. Viele denken, das bin ich, weil ich auch die Interviews gebe und auf der Bühne moderiere, aber ich würde mich jetzt nicht als Chefin bezeichnen. Es ist wichtig, dass wir ein Team sind, eine Band. Jeder von uns wird gebraucht.
Was ist die größte Herausforderung bei zwei Generationen auf der Bühne?
Die größte Herausforderung ist, alle unter einen Hut zu kriegen. Wir jüngeren sind vielleicht noch eher bereit, gewisse Sachen einfach zu machen. Auf manche Dinge haben meine Eltern einfach keine Lust mehr. Sie sagen dann: „Wenn ihr das machen wollt, wir supporten euch – aber lasst uns da mal raus.“ Wie schon gesagt, kann Papa (wir nennen ihn übrigens alle „Vätu“) mit Social Media nicht so viel anfangen, Mama hingegen schon und so helfen sie natürlich auch bei den Videos dafür mit. Andererseits ist meine Mama sehr technik-affin. Sie hat immer das neueste Handy, ist sehr aufgeschlossen und möchte immer gerne auf dem neuesten Stand sein. Meine Mama ist auch die modischste von uns.
Wie wichtig ist Mode für Sie?
Mode ist mir nicht so wichtig. Zumindest nicht so wichtig wie für meine Mama. Sie macht das auch super, und man kann sie zu den neuesten Trends befragen, sie weiß Bescheid. Das finde ich praktisch. Sie macht auch manchmal Vorschläge zu neuen Outfits, bespricht das dann mit uns, sagt aber auch ganz klar, wenn sie etwas nicht möchte, oder ihr etwas überhaupt nicht gefällt. Auch privat ist sie immer top-gestylt. Meine Mama ist unsere Fashion-Queen.
Was war das größte Konzerthighlight der Band?
Es gibt ein paar schöne, auch internationale Konzert-Highlights in unserer Band -Geschichte. Außerdem die Teilnahme bei der Schweizer Ausgabe von „Sing meinen Song“. Unvergessen ist auch mein großartiges „Atemlos-Duett“ mit Helene Fischer 2016 in Düsseldorf in der „Helene Fischer Show.“ In diesem Sommer waren wir beim großen Flumserberg Schlager Open Air und sind vor 15.000 Menschen aufgetreten – in einer atemberaubenden Kulisse. Das war schon beeindruckend. Und wir waren in Montreux im Auditorium Stravinski, das ist bekannt vom Jazz Festival in Montreux. Dort haben schon Legenden gespielt wie Tina Turner oder Elton John. Wir haben den Saal bei unserer vorletzten Tournee 2019 ausverkauft. Allein die Atmosphäre dort zu erleben, und zu sehen, wer schon alles da war, war ein echtes Highlight. Ich war demütig und stolz, dass wir vor einem ausverkauften Saal spielen durften.
Hätten Sie sich auch einen anderen Werdegang vorstellen können – oder stand von Anfang an fest, dass Sie mit der Familie singen wollen?
Tatsächlich wollte ich die Musik nicht zu meinem Beruf machen. Ich dachte als Kind und als Jugendliche immer, es würde seinen Zauber verlieren, wenn ich die Musik zu meinem Beruf mache. Ich wollte sehr lange Journalistin werden, oder Autorin, weil ich sehr gerne schreibe. Ich habe auch für Zeitungen in unserer Region geschrieben. Das Schreiben hat mich regelrecht angezogen. Ich habe nach der Matura zuerst eine kaufmännische Ausbildung gemacht und wollte dann ans Medienausbildungszentrum in Luzern. Dazu ist es aber nicht gekommen.
Weil Sie sich doch für die Musik entschieden haben?
Richtig. Dazwischen war der Auftritt beim Musikantenstadl im Jahr 2007, und danach ging es plötzlich richtig ab bei uns. Damit hatte keiner gerechnet. Wir dachten nach einem halben Jahr ist der Rummel wieder vorbei, und wir machen weiter wie vorher – aber so war es nicht! Wir hatten viele Buchungen, haben dann 2010 unsere Firma gegründet, von der ich, zumindest auf dem Papier, auch Geschäftsführerin bin. Ich habe dann für mich entschieden, dass ich kein Studium beginne, solange wir mit unserer Musik so gefragt sind. Obwohl wir das alle nicht so geplant haben, haben wir uns natürlich gefreut, dass wir diese Chance bekommen haben. Heute ist mir bewusst, dass sich sehr viele Menschen wünschen die Musik zum Beruf zu machen. Wir dachten damals einfach auch, dass wir das unseren Fans schuldig sind, diese Chance zu packen und etwas daraus zu machen.
Sehen Sie sich auch so ein bisschen als Schweizer „Kelly Family?“
Diesen Vergleich hören wir oft. Ich finde vom Familien-Groove ist das auf jeden Fall so. Auch wie sich das bei uns so ergeben hat mit der Musik – ich denke da gibt es schon Parallelen. Und genauso wie die Kelly Family haben wir das Herzblut und die Leidenschaft für die Musik. Das verbindet uns auf jeden Fall.
Mussten Sie als junges Mädchen auch mal gegen Anfeindungen kämpfen, weil Sie Volksmusik machen?
Nein, ich war immer eine Person, die nach dem Prinzip: „Sowohl als auch…“ gelebt hat. Es war mir schon als Kind wichtig, dass die Tradition neben dem Modernen Platz hat. So bin ich auch durch meine Schulzeit gegangen. Ich habe gejodelt und die Mitschülerinnen und Mitschüler wussten, dass ich am Wochenende ein Konzert habe. Am nächsten Abend sind wir auf eine Party gegangen und da war es für mich okay, dass da keine Volksmusik läuft, weil mir die Pop-und Rock-Musik ja auch gefällt. Es war für alle total normal, dass die Meli jodelt und die anderen eben Fußball spielen oder etwas anderes machen. Ich habe darüber auch nicht groß nachgedacht. Ich habe das Jodeln immer geliebt, und liebe es auch jetzt noch. Es wäre mir auch egal gewesen, wenn sie etwas gesagt hätten. Es ist ja nicht so, dass ich es tun musste, ich wollte das. Ich war schon immer ins Jodeln verliebt.
Ist es einfach ein großes Talent oder kann man das Jodeln lernen?
Es ist beides. Mein Vater hat als Kind oder Jugendlicher auch gejodelt. Er hat eine super Technik und konnte mir das sehr gut beibringen, gerade was den Zungenschlag-Jodel anbelangt. Dafür braucht es nämlich eine ganz besondere Technik. Ich habe außerdem auch rasch gemerkt, dass mir das Jodeln liegt und habe damit viel ausprobiert. Beispielsweise habe ich auch zu anderer Musik gejodelt und versucht Instrumenten-Solos nachzujodeln.
Gehört auch eine gewisse Atemtechnik dazu?
Ja, die gehört auch dazu. Obwohl ich eine Asthmatikerin bin, was viele nicht wissen, hat es mir geholfen sehr viel zu trainieren. Wenn ich nicht trainiere, merke ich das sofort beim Atmen. Also muss ich einfach immer trainieren, das ist wie beim Sport. Ich mache das jeden Tag, 10 Minuten reichen schon. Entweder sind es richtige Stimmübungen oder ich singe nebenbei, beim Kochen oder beim Autofahren, wenn das Radio läuft. Vor Konzerten singe ich mich oft schon für den Soundcheck richtig gut ein. Ich übertreibe es damit aber auch nicht, sondern versuche ein gutes Verhältnis zu meiner Sing- und Jodelstimme zu haben. Vor rund 15 Jahren hatte ich eine Zeitlang Probleme mit meiner Stimme, weil ich mich zu wenig gut eingesungen hatte vor den Konzerten. Eine Logopädin sagte mir dann: „Du musst daran denken, dass deine Sing- und Jodelstimme wie ein Instrument ist. Du nimmst es aus dem Koffer, spielst oder singst dich warm und wenn das Konzert vorbei ist, legst du es wieder in den Koffer. Daran versuche ich mich zu halten.
„Swissabilly“ – heißt einer des neuen Songs. Wie viel Schweiz, wie viel Heimat steckt in Ihnen?
Ich bin einfach ein Fan von unserem Land. Ich kann mich nicht satt sehen, wie schön es in der Schweiz aussieht. Die Landschaft ist so vielseitig. Auf kleinem Gebiet gibt es so viele verschieden Topografien zu erleben. Man kann richtig eintauchen in diese atemberaubenden Landschaften. Egal, wo man hinfährt, ist es schön und eben unterschiedlich. Fährt man nur 10 Kilometer weiter, sieht man schon wieder ein anderes Tal, ein anderes Gestein und hört vielleicht auch einen anderen Dialekt. Obwohl es so vielschichtig, vielseitig und vielsprachig ist, funktioniert es trotzdem als Ganzes hervorragend. Das fasziniert mich einfach, ich finde das großartig. Ich versuche auch meinen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass es hoffentlich noch lange so bleibt. Ich bin jetzt keine Patriotin in dem Sinne, aber ich bin ein ganz großer Schweiz-Fan.
Was mögen Sie noch an der Schweiz?
Ich liebe unser Essen, unsere Spezialitäten. Eines meiner Lieblingsgerichte ist zum Beispiel eine Kartoffelsuppe mit viel Käse. Das war schon als Kind meine Lieblingsspeise. Und Raclette finde ich natürlich auch sehr lecker. Selbstverständlich liebe ich auch die Schweizer Schokolade. Schokolade gehört zu meinen Grundnahrungsmitteln, und zwar täglich (lacht). Da spare ich lieber bei anderen Lebensmitteln, oder lasse den Zucker weg, damit ich nicht auf meine Schokolade verzichten muss. Ich teste auch gerne verschiedene Schokoladen und ich habe auf der ganzen Welt schon gute Schoki gegessen, aber ich finde unsere Schweizer Schokolade schon sehr sehr gut.
Sie singen mundart, deutsch, französisch und auch englisch – warum englisch?
Das hat mit unserer Familiengeschichte zu tun. Meine Eltern waren schon immer große Amerika-Fans, und lieben Country-Musik. Mein Vater und mein Großvater haben in den 80-er und 90-er Jahren ein Gesangsquartett, ein Jodler-Quartett, begleitet. Die haben neben den Jodel-Liedern privat auch immer mal wieder alte Country-Songs gesungen. Einer von den Männern hatte sogar ein paar Jahre in den USA gelebt. Diese Liebe zur Country-Musik ist bis heute geblieben. Man kann sagen, dass das ein weiterer gemeinsamer Nenner ist, den wir in der Band teilen. Mit alten, schönen Country-Balladen holt man uns alle ab, jung oder alt. Unsere Fans lieben das auch, und deshalb ist fast auf jedem Album mindestens ein Country-Song dabei. Wir fühlen uns im Country irgendwie auch ein bisschen zuhause, das wissen viele so gar nicht.
Sie sind die älteste von drei Kindern. Mussten Sie sich als einziges Mädchen gegen Ihre beiden Brüder, Mike und Kevin durchsetzen oder waren Sie die Prinzessin?
Weder noch. Die Prinzessin war ich auf gar keinen Fall. Als Kind war es immer so, dass ich mich entweder mit dem einen oder mit dem anderen Bruder verbrüdert habe. Heute ist es so, dass ich zu meinem älteren Bruder Mike ein engeres Verhältnis habe als zu Kevin, weil Mike und ich eben auch geschäftlich viel miteinander zu besprechen haben. Wir beide arbeiten die Themen ab, mit denen sich sonst keiner beschäftigen will (lacht). Wir verstehen uns auch deshalb so gut, weil wir ganz ähnlich denken.
Welchen Part übernimmt der Jüngste, Kevin, in der Familie?
Kevin ist so ein bisschen der Rebell in der Familie. Ihn muss man immer von allem überzeugen. Kevin ist ein sehr unterhaltsamer und lustiger Typ. Mit ihm gibt es immer viel zu lachen, manchmal ist es aber auch anstrengend. Er ist ein Künstler und manchmal ist er eben in seiner Bubble und man kommt nicht so wirklich an ihn ran. Dann kommt er wieder mit wunderschönen Gitarren-Muster, sogenannten Patterns, und alle sind überrascht, wie und wann er sich die nun wieder ausgedacht hat, und freuen sich.
Was ist der wichtigste Tipp Ihrer Eltern an Sie gewesen?
Meine Eltern haben oft zu mir gesagt: „Mach das, was dir Freude macht.“ Sie haben auch immer gesagt, dass sie uns unterstützen, wenn wir beruflich andere Wege einschlagen wollen. Bei uns ist auch Sport ein großes Thema. Mein Bruder Mike war ein sehr guter Skirennfahrer. Egal, was wir machen, wir sollten Spaß daran haben. Dabei hatten wir immer die Rückendeckung der Eltern. Ich merke das auch heute noch: „Wenn ich etwas mache, was mir Freude macht, dann mache ich das auch viel länger. Alles geht einfacher von der Hand, wenn man es gern macht. Ich habe das auch für meine Kinder so übernommen und sage ihnen immer: „Macht es einfach mit Freude, sonst versucht lieber einen anderen Weg.
Eines Ihrer neuen Lieder heißt Glück. Was bedeutet Glück für Sie?
Das Lied „Glück“ ist einer meiner Lieblings-Songs auf dem Album. Es inspiriert mich sehr. Die Melodie stammt von meinem Papa und schon, als es nur die Melodie gab, hat mich das Lied sehr berührt. Mein Papa sagte dann, das Lied soll „Glück“ heißen. Glück sind manchmal Dinge, die man nicht fassen kann. Momente, wo man erst einmal nicht weiß, was man sagen soll. Man fühlt eine gewisse Glückseligkeit, die oft auch schnell wieder vorbei ist. Aber wenn man es schafft, das Glück in diesem Moment zu erkennen, kann man ganz viel mitnehmen.
Hilft das auch in schwierigen Situationen?
Unbedingt. Man hat ja schon solche Situationen, wo alles schief geht. Oder man ist traurig, weil ein lieber Mensch krank wird – das Leben wirft uns oft vieles vor die Füße, mit dem man fertig werden muss. Gerade dann ist es wichtig, dass man versucht, sich an solche glücklichen Momente zu erinnern.
Sie sind Mutter von zwei kleinen Söhnen, Robin (4) und Eric (3). Was ist zurzeit die größte Herausforderung?
Ich habe als Mutter meine große Erfüllung gefunden. Das Schwierigste im Moment ist die ganze Organisation. Unsere Arbeitszeiten sind leider nicht sehr familienfreundlich. Robin geht zwar schon in die Schule, bei uns nennt man das Basis-Stufe, weil Kindergarten und Vorschule schon in die Schule integriert sind. Er besucht die Schule an vier Vormittagen die Woche. Trotzdem braucht man fast einen Masterplan, alles unter einen Hut zu bekommen. Zum Glück haben wir eine tolle Nanny gefunden. Sie wohnt in unserem Ort in der Nachbarschaft und ich bin so dankbar, dass wir sie haben. Sie kommt zu uns nach Hause und bleibt dann, bis wir nachts um drei oder vier Uhr von unseren Auftritten zurückkommen.
Kann Ihr Mann Armin Sie mit den Kindern unterstützen?
Er hilft, wo er kann, aber er ist auch in der Event-Branche tätig. Das heißt, er ist genauso viel weg, auch oft nachts und an den Wochenenden. Etwas Gutes hat es, denn wir haben gegenseitig sehr viel Verständnis für die Arbeit des anderen (lacht). Manchmal sind wir sogar beim gleichen Event, das kommt schon auch mal vor und manchmal nehme ich die Jungs einfach mit. Dann habe ich auch Leute dabei, die sich vor Ort um die beiden kümmern. Irgendwie hat es bisher immer geklappt. Die Planung ist so ein bisschen mein Hobby. Es nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, aber ich mache es gerne. Ich finde es auch wichtig, dass unsere Jungs sehen, was ihre Eltern tun.
Verstehen die Kinder schon, dass Sie singen und auftreten?
Ja, sie verstehen es schon. Sie haben auch schon viele Lieblingssongs und solche, die ihnen nicht so gefallen. Am besten gefällt ihnen unser Lied „Heimat“, das ist eine Hymne, die könne sie schon ein bisschen mitjodeln. Der Song ist auch immer ein Konzert-Highlight bei unseren Fans.
Wünschen Sie sich noch ein drittes Kind, vielleicht ein Mädchen?
Im Moment passt es so. Mit den Jungs fühle ich unsere Familie als komplett. Das weiß man ja von vorneherein auch nicht so, aber dieses Gefühl habe ich tatsächlich. Es fühlt sich für mich alles gut und richtig an. Aber man weiß ja nie…
Wofür sind Sie dankbar?
Für die Gesundheit bin ich dankbar. Und ich bin sehr dankbar, dass ich an einem so schönen Ort leben darf. Wir haben sehr viel Platz rund um unser Haus, der Wald ist ganz in der Nähe. Wir können also sehr viel draußen sein in der Natur. Es ist auch nicht weit in die Stadt, in 15 Minuten sind wir mit dem Auto in Thun, bis Bern brauchen wir eine halbe Stunde. Ich bin auch dankbar, dass ich meine Leidenschaft, die Musik und das Schreiben, als Beruf ausleben darf. Ich schreibe auch noch Kinderbücher, das macht mir großen Spaß. Im Moment pausiere ich gerade mit dem Schreiben, weil mit dem neuen Album und der Tour gerade sehr viel zu tun ist, aber ich habe immer viele Ideen. Ich bin dann froh, wenn ich sie irgendwo parken kann. Wenn ich unterwegs bin, schreibe ich mir dann einfach alles auf, was mir einfällt. Manchmal wird etwas draus, und manchmal eben auch nicht.
Im neuen Jahr sind „Oesch’s die Dritten“ auf größerer Tournee…
Im Frühjahr touren wir mit dem neuen Album in der Schweiz. Im Herbst kommen wir dann nach Deutschland und Österreich. Auf unserer Homepage findet man alle Konzert-Termine.
Was wünschen Sie sich privat für 2025?
Ich wünsche mir, dass ich ein bisschen mehr Zeit habe für mich, für meine Jungs, meine Familie. Ich spüre, wie sehr mich das erdet. Ich bin ein Mensch, der manchmal schlecht nein sagen kann. Oft wird dann alles sehr viel, so dass ich mich über jede Insel freue, die zu mir geschwemmt wird. Das ist wirklich mein Wunsch, dass es immer wieder diese kleinen Inseln und Auszeiten gibt, wo ich Zeit mit der Familie habe und auftanken kann. Das tut mir gut und deshalb muss ich noch besser lernen, manchmal einfach nein zu sagen. Und es gibt ein paar Reiseziele, die ich auf der Liste habe. Ich würde gerne mal den Norden sehen, Norwegen und andere skandinavische Länder.
Was ist die perfekte Auszeit für Sie?
Ich liebe es, mit meinen Jungs zu spielen. Tatsächlich könnte ich tagelang mit ihnen dasitzen und Lego-Steine bauen. Das entspannt mich und ist etwas sehr Erfüllendes. Da fühle ich mich einerseits in meine Kindheit zurückversetzt und bin jedes Mal erstaunt, was man mit diesen einfachen Bauklötzen alles machen kann. Ich mache auch gerne mal nur für mich Musik und bin auch mal kreativ, ohne am Ende ein Resultat zu haben. Und was ich ganz besonders liebe: Ich räume gerne auf! Die Schränke ausmisten, sortieren, das finde ich großartig. Auch wenn ich mich schwer von Dingen trenne, muss ich es machen. Es ist sehr befreiend, und ein schönes Gefühl, wenn man wieder Ordnung hat.